Nahverkehr im Landkreis muss besser werden – mit 10 konkreten Forderungen in die Kommunalwahl

Bahnhaltepunkt Mering St. Afra
(c) Markus David

27. Januar 2020

In der neuen Wahlperiode des Kreistags Aichach-Friedberg steht der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) für die Kreis-SPD besonders im Fokus. Dabei geht es den Sozialdemokraten um zwei zentrale Ziele, nämlich um die Daseinsvorsorge und um den Klimawandel.

Dazu betont Andreas Santa, Landratskandidat der SPD im Landkreis Aichach-Friedberg: „Umweltfreundliche Mobilität muss im gesamten Landkreis für Jedermann möglich sein. Ein flächenerschließendes ÖPNV-Angebot in guter Qualität ist daher ein wesentlicher Teil der staatlichen Daseinsvorsorge.“

Sandra Lederer, SPD-Kreisvorsitzende, ergänzt: „Ein Großteil des Verkehrs findet heute immer noch auf der Straße statt. Um Umwelt und Straßen und damit letztlich auch die Bürger zu entlasten, muss der ÖPNV noch attraktiver werden, das heißt mehr Angebot und mehr Qualität zu einem günstigeren Preis.“

Die Kreis-SPD hat sich intensiv mit dem Ist-Zustand des ÖPNV im Wittelsbacher Land befasst, Mängel identifiziert und auch mit vielen Bürgern darüber gesprochen. Im Ergebnis steht für sie fest: Quantitative und qualitative Verbesserung des ÖPNV in unserem Landkreis muss in den nächsten Jahren drei wesentliche Ansatzpunkte haben:

  1. Besseres Angebot – durch Netzergänzungen, mehr Kapazität und Taktverdichtungen
  2. Bessere Preise – durch eine kundenorientierte und soziale Korrektur der missglückten AVV-Tarifreform
  3. Mehr Qualität und Service – durch Realisierung zeitgemäßer Standards an Haltestellen und bei der Fahrgastinformation

Das gesamte ÖPNV-Konzept (PDF, 671 kB)

Hierzu will die SPD in der neuen Wahlperiode 10 Maßnahmen unterstützen und umsetzen.

Schienenverkehr:

Zuständig ist hier zwar der Freistaat Bayern, auf den aber die Kreispolitik und der AVV mit erhöhtem Nachdruck einwirken müssen.

(1) Der regionale Schienenverkehr im AVV muss weiter in Richtung Regional-S-Bahn Augsburg ausgebaut werden. Für die Strecken in unserem Landkreis, also Augsburg – Radersdorf (Paartalbahn nach Ingolstadt) und Augsburg – Mering – Schmiechen, heißt das: mehr Platzangebot in den Zügen, Taktverdichtungen sowie echte Taktfahrpläne.
(2) Der geplante Haltepunkt Paar muss endlich realisiert, der Ausbau der Paartalbahn mit einem zweigleisigen Abschnitt (damit Taktverdichtungen möglich sind) vorangetrieben werden.
(3) Für die geplante Verlängerung der Paartalbahn nach Augsburg-Oberhausen (und damit zum Tramanschluss Richtung Klinikum) müssen Freistaat und DB die Planungen so vorantreiben, dass eine Umsetzung zügig nach Fertigstellung des Bahnhofsumbaus in Augsburg möglich wird. Darauf müssen Landrat und Kreistag permanent drängen.
(4) Zahlreiche Landkreisbürger pendeln täglich nach München. Auch für sie muss die Benutzung der Bahn statt des Autos attraktiver werden, insbesondere durch Erhöhung des Platzangebots in den Zügen von/nach München, kürzere Umsteigezeiten durch Taktverbesserungen und weiter verbesserte Buszubringer im Landkreis sowie aus Königsbrunn.
(5) (5) Nach Fertigstellung der 2. Stammstrecke in München soll es Express-S-Bahnen bis Augsburg und zum Münchener Flughafen geben. Der Landkreis muss hier frühzeitig die Interessen seiner Bürger einbringen, insbesondere zur Berücksichtigung von Kissing und Mering als Systemhalte für diese neuen Express-S-Bahnen. Das bestehende Angebot muss trotzdem aufrechterhalten/verbessert werden. Ggf. muss geprüft werden, inwieweit ein Ausbau des bestehenden Schienennetzes nötig und möglich ist.

Busverkehr:

Dieser wird vom AVV organisiert und vom Landkreis finanziert, unterliegt also dem direkten Einfluss der Kreispolitik. Unsere Forderungen sind hier:

(6) Die Flächenerschließung des Landkreises ist weiter zu verbessern. Dazu bedarf es flächendeckender Angebote, die nicht nur im Berufs- und Schülerverkehr, sondern auch im Einkaufs- und Freizeitverkehr Alternativen zum Auto anbieten und z. B. auch für Senioren eine ausreichende Mobilität sicherstellen. Dies können zusätzliche Busfahrten sein, aber auch Bedarfsangebote („on-demand-shuttle“, „Flexibus“), deren Potenzial zu prüfen und zu nutzen ist. Auf die Barrierefreiheit der eingesetzten Fahrzeuge ist dabei besonders zu achten.
(7) Über die radialen Stammlinien hinaus müssen auch einzelne sogenannte Tangentialverbindungen besser bedient werden. Als Beispiel nennen wir die bisher nur am Schülerverkehr orientierte Verbindung Mering – Kissing – Friedberg (Linie 103). Sie muss künftig den Bürgern des Landkreissüdens z. B. auch den Besuch des Krankenhauses, weiterer Landkreiseinrichtungen in Friedberg, von Veranstaltungen im Schloss sowie den barrierefreien Umstieg auf Züge Richtung Aichach/Ingolstadt ermöglichen. Gleichzeitig könnte mit einer verdichteten Linie 103 auch die von den Bürgern bereits bemängelte ÖPNV-Erschließung des Friedberger Neubaugebiets Afrastraße verbessert werden. Für Pendler aus Friedberg nach München könnte sie – gute Anschlüsse in Kissing vorausgesetzt – eine Alternative zum umständlichen Umstieg in Augsburg-Hochzoll werden.

AVV-Tarif:

Die AVV-Tarifreform hat auch für Landkreisbürger einige erhebliche Nachteile bewirkt, die Tarifgerechtigkeit verschlechtert, den Tarif unübersichtlicher und insbesondere für gelegentliche Nutzer wesentlich teurer gemacht. Das kann so nicht bleiben. Nur wer bei einer gelegentlichen Nutzung des ÖPNV, z. B. bei der Fahrt zum Einkaufen, positive Erfahrungen macht, kann später zum Stammkunden werden.

(8) Wir fordern daher eine baldige Korrektur der Tarifreform, die dem Anspruch nach einfachen, fairen und attraktiven Fahrpreisen bislang leider nicht gerecht wird. Kurzfristig setzen wir hier insbesondere folgende Schwerpunkte:

  • Günstiges Abo (z. B. 365-Euro-Ticket) für Jugendliche, Schüler und Auszubildende. Hierzu muss die dafür angekündigte Förderung des Freistaats Bayern eingefordert, rechtlich abgesichert und entsprechend verwendet werden.

  • Rücknahme des Tarifsprungs durch die unsinnige Regelung, wonach bei Fahrten zwischen dem Landkreis und dem Augsburger Stadtrand, also der sogenannten Zone 20, zwei (statt früher einer) Zone hinzuzählen sind – was den Fahrpreis z. B. zwischen Kissing und Hochzoll oder zwischen Affing und Lechhausen verdoppelt hat.

  • Zusätzliche Rabattierungen für Mehrpersonenfahrten (außerhalb der Hauptverkehrszeit), also z. B. für Familien bei der Einkaufsfahrt. ÖPNV-Nutzung muss günstiger werden als das Parkhaus. Das muss auch das Interesse der Kernstadt Augsburg sein und von dieser entsprechend mitgefördert werden. Das hilft weit mehr als wenige, kostenlose Haltestellen im Zentrum, die an den viel zu hohen Preisen für den Umland-Stadt-Verkehr nichts ändern!

  • Verzicht auf die für 2020 geplante, erneute deutliche Fahrpreiserhöhung, zumindest bei den schon extrem hohen Fahrpreisen im Gelegenheitsverkehr.

Qualität und Service:

(9) Gerade dort, wo Busse als Zu- und Abbringer zur Schiene dienen, ist absolute Pünktlichkeit Voraussetzung, damit die Anschlüsse klappen. Dazu braucht es auch für den AVV-Regionalbusverkehr ein Betriebsleitsystem (zur Steuerung), eine Betriebsüberwachung und ggf. Busbeschleunigungsmaßnahmen (z. B. Busspuren, Ampelschaltungen) dort, wo es zu Verspätungen durch Staus kommt.
(10) Wer an der Bushaltestelle wartet, braucht und erwartet dort zumindest Sitzmöglichkeit, Witterungsschutz, Beleuchtung und zeitgemäße digitale Fahrgastinformation. Hier fehlt es im Landkreis noch an vielen Haltestellen. Wir setzen uns daher für ein Förderprogramm „Bushaltestellen“ im Landkreis ein, das Kommunen zur entsprechenden Verbesserung der Haltestellen auf ihrem Gemeindegebiet anregt und sie unterstützt.

Fazit: Die SPD hat sich die Interessen der ÖPNV-Nutzer im Landkreis besonders auf die Fahnen geschrieben – und will mit 10 konkreten Vorschlägen bzw. Forderungen für weniger Straßenverkehr, Lärm und Klimabelastung im Kreis sorgen, was letztlich allen Bürgern in Aichach-Friedberg zugutekommt.

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