SPD-Kreistagsfraktions zur AVV-Tariferhöhung

16. Juni 2020

Die SPD-Kreistagsfraktion Aichach-Friedberg sieht die zum 1. Juli 2020 erfolgende Tariferhöhung im AVV als falsch an. So werden neue Fahrgäste nicht für den öffentlichen Nahverkehr gewonnen – gerade zum jetzigen Zeitpunkt, da viele Men-schen durch Corona vor finanziellen Schwierigkeiten stehen und sich zweimal überlegen, wofür sie Geld ausgeben (können).

„Wenn der Nahverkehr eine attraktive Alternative zum Auto darstellen soll und wir den Klimaschutz wirksam voranbringen wollen, dürfen wir nicht mit Preissteigerungen arbeiten. Die sinkenden Fahr-gastzahlen zeigen eindrücklich, dass der ÖPNV als zu unattraktiv wahrgenommen wird. Dazu tragen die Preise definitiv bei,“ so Hans-Dieter Kandler, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion Aichach-Friedberg. Als „ein völlig falsches Signal“ sieht Andreas Santa, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, die Tariferhöhung zum jetzigen Zeitpunkt, wenn gleichzeitig die Fahrpläne durch die Stadtwerke Augsburg extrem ausgedünnt werden und sich Fahrzeiten drastisch verlängern. Santa betont: „Besonders Menschen auf dem Land, die auf den Nahverkehr für die Fahrt zur Arbeit angewiesen sind, werden unter der Tariferhöhung leiden. Eine Preissteigerung wäre nur vertretbar, wenn das Angebot deutlich verbessert wird.

In diesen ohnehin schwierigen Zeiten ist es überhaupt nicht vertretbar, die Finanzen der Bürgerinnen und Bürger durch erhöhte Fahrtentgelte noch stärker zu belasten.“ Auch Silvia Rinderhagen, stellvertretende Landrätin des Landkreises Aichach-Friedberg, steht der Tariferhöhung kritisch gegenüber: „Wir wollen den Klimaschutz wirksam vorantreiben, bringen die Menschen aber durch erhöhte Entgelte auf Bus und Bahn dazu, noch öfter auf das eigene Auto zurückzugreifen. Das funktioniert nicht.“ Die drei Kreispolitiker sind sich einig und fordern im Namen der Kreistagsfraktion die Aussetzung der Tariferhöhung.

Die geänderten Rahmenbedingungen der letzten Tage und Wochen verdeutlichen die Notwendigkeit dieser Forderung. Durch Corona nutzen immer weniger Men-schen Bus und Bahn. Auch die niedrigen Preise für Diesel, die erst kürzlich beschlossene Senkung des Mehrwertsteuersatzes zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger und vor allem die Finanzspritze des Bundes in Höhe von 2,5 Milliarden Euro stellen genügend Gründe dar, die Tariferhöhung zum 1. Juli auszusetzen. Die Deutsche Bahn senkt parallel die Preise, während Verbindungen im AVV teurer werden. Statt der bisherigen 11,30 Euro für eine Streifenkarte 11,90 Euro, also fast 12 Euro, zu verlangen, ist zu teuer – auch wenn die gesenkte Mehrwertsteuer daraus 11,70 Euro werden lässt.

Kandler, Rinderhagen und Santa sehen selbst das als noch zu hoch an: „Das trägt nicht gerade zu einer gesteigerten Attraktivität des Nahverkehrs bei. Die Fahrgastzahlen sinken weiter, leider auch aufgrund von Corona. Dazu kommt die Konkurrenz zu den niedrigen Benzinpreisen. Wir geraten hier in eine Teufelsspirale, wenn wir auf diese Lage mit teureren Fahrkartenpreisen antworten. Weitere Fahrgäste werden verloren gehen und neue werden dadurch nicht dazugewonnen“, sind sich die drei Politiker einig. Es braucht einen Strategiewechsel im AVV. Der richtige Zeitpunkt dafür ist jetzt, da in Kürze ein neuer Geschäftsführer seinen Dienst antreten wird.

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